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Liechtenstein auf dem Weg zum Smart Country

Ein Mann präsentiert eine Virtual Reality Brille, im Vordergrund ist das Publikum von hinten zu sehen.

Liechtenstein setzt in Sachen Digitalisierung auf einen Schulterschluss von Wirtschaft, Staat und Wissenschaft und auf die Förderung eines digitalen Mindsets der Bevölkerung, um den Anschluss nicht zu verlieren. Foto: digital-liechtenstein.li

Rund 40.000 Einwohnerinnen und Einwohner, 160 Quadratkilometer Fläche und gerade einmal 30 Kilometer Strecke von einem Ende des Landes zum anderen. Das Fürstentum Liechtenstein, in den Bergen zwischen Österreich und der Schweiz gelegen, ist wohl nicht das Land, das man im ersten Moment im Kopf hat, wenn es um die Digitalisierung geht. Das soll sich aber bis 2030 ändern. Bis dahin will Liechtenstein mit Vorreiter-Staaten wie Estland mitziehen.

Startschuss E-Government-Gesetz

Die Grundlage für die Digitalisierung in Liechtenstein hat das E-Government-Gesetz 2011 geschaffen. Das E-GovG besagt, dass liechtensteinische Behörden grundsätzlich auf elektronische Kommunikation setzen sollen. 2020 wurde das Gesetz noch einmal angepasst, um diese elektronische Kommunikation zu erweitern und verstärken. Konkret wird dabei auf elektronische Signaturen und eindeutige Identifikation gesetzt, Anträge und Formulare können direkt digital eingereicht werden und Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen sollen digital auf Informationen und Dienste der Verwaltung zugreifen können.

Gleichzeitig betont Liechtenstein aber auch, dass für Bürgerinnen und Bürger auch immer ein nicht elektronischer Kommunikationskanal zur Verfügung stehen muss.

Digitale Roadmap für die Umsetzung

Damit das Ziel, 2030 zu den Vorreitern in Sachen Digitalisierung zu gehören, erreicht werden kann, hat die Standortinitiative digital-liechtenstein.li 2019 die digitale Roadmap erarbeitet und Ende 2023 aktualisiert. Zusammen mit Partnern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft wurden sechs Handlungsfelder definiert:

- Bildung und Arbeit
- Cybersecurity
- Forschung und Innovation
- Digitale Verwaltung
- Digitales Gesundheitswesen
- Energie, Mobilität und Infrastruktur

Die Themen Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit sind dazu als übergreifende Querschnittsherausforderungen gesetzt.

Aus diesen Handlungsfeldern ergeben sich „50 konkrete Maßnahmen, damit Liechtenstein 2030 zu den modernsten Ländern weltweit in Sachen Digitalisierung zählt“, sagt Martin Knöpfel, Projektleiter digital-liechtenstein.li.

eID, elektronischer Führerschein und elektronisches Gesundheitsdossier

Eine dieser konkreten Maßnahmen ist die eID, die im April 2020 eingeführt wurde – sie stellt einen Meilenstein auf dem Weg zur Digitalisierung dar, meint Knöpfel. Mit der eID können sich Bürgerinnen und Bürger zweifelsfrei ausweisen und Verwaltungsportale nutzen. Juristische Personen, wie GmbHs oder Vereine bekommen dabei keine eigene eID.

Weitere Digitalisierungsprojekte in Liechtenstein sind das Serviceportal, dass 2021 eingeführt wurde, der elektronische Führerschein 2022, das elektronische Gesundheitsdossier 2023 und das digitale Baubewilligungsverfahren in diesem Jahr. Und auch in den nächsten Monaten sind noch zahlreiche Projekte geplant wie die eSIgnatur, die eBeurkundung oder auch ein Servicekonto für Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen. Die eVertretung, das digitale Langzeitarchiv und das eHandelsregister werden in den nächsten Jahren folgen, wenn alles nach Plan läuft.

Dass solche großen Projekte nicht ohne weiteres umgesetzt werden können, zeigen die Summen, die Liechtenstein in den vergangenen Jahren in die Digitalisierung investiert hat: 2021, 2022 und 2023 betrug das Investitionsvolumen mehr als 28 Millionen Schweizer Franken, was etwa 28,7 Millionen Euro sind.

Brennpunkt Cybersicherheit

Die größte Gefahr in Sachen Digitalisierung sieht Knöpfel beim Thema Cybersicherheit: „Die Gefahren im Bereich Cybersicherheit werden teilweise sowohl von den Unternehmen als auch von der Bevölkerung immer noch unterschätzt. Auch mit der exponentiellen Entwicklung von Künstlicher Intelligenz steigt das Gefahren- und Missbrauchspotential erheblich.“

Cybersicherheit ist deshalb eines der sechs Kernthemen der digitalen Roadmap von digital-liechtenstein.li. Um hier vorzubeugen, hat die Standortinitiative ein Cybersecurity-Gremium aufgebaut und arbeitet an einem 24/7-Cyber-Incident-Response-Services. Jedes Jahr findet in Liechtenstein dazu eine Cybersecurity-Konferenz statt.

Ein ganz analoges Problem bei der Digitalisierung ist auch in Liechtenstein der Fachkräftemangel. Deshalb nimmt die digitale Roadmap auch Aus- und Weiterbildungsprogramme für digitale Talente in den Blick.

Im nächsten Schritt ist zudem eine Future-Skills-Umfrage geplant, um Bedürfnisse und Maßnahmen der Bürgerinnen und Bürger ableiten zu können.

Positive Grundstimmung bei liechtensteinischer Bevölkerung

2022 hat das Liechtenstein-Institut schon einmal 700 Bürgerinnen und Bürger befragt, wie sie die Digitalisierung in ihrem Land einschätzen. „Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass die Liechtensteiner Bevölkerung dem digitalen Status des Landes grundsätzlich positiv gegenübersteht. Die Befragten empfinden den digitalen Status Liechtensteins im Schnitt als ausreichend“, sagt Knöpfel. „Die meisten Befragten sind überzeugt, dass Digitalisierung vieles erleichtert. Im Vergleich zu den Nachbarländern steht Liechtenstein grundsätzlich gut da. Die digitale Reife von Wirtschaft und Staat wird generell positiv beurteilt, wenn auch deutliche Unterschiede zu erkennen sind.

Um die Bevölkerung bei der Digitalisierung mitzunehmen, veranstaltet digital-liechtenstein.li jedes Jahr einen Digitaltag. Die Menschen konnten beim letzten Digitaltag im November unter anderem mit Robotern experimentieren, KI-Bildgenerierung kennenlernen, Virtual Reality ausprobieren, ChatGPT für den Schulunterricht testen oder auch einen eigenen digitalen Avatar entwickeln.

Klein aber oho?

Mit rund 40.000 Einwohnerinnen und Einwohnern und einer Fläche, die kleiner als Washington D.C. ist, ist Liechtenstein das viertkleinste Land in Europa – ist es eher hilfreich oder hinderlich für die Digitalisierung so ein kleines Land zu sein, Herr Knöpfel?

„Die kurzen Wege und damit schnelleren Entscheidungswege in Liechtenstein sind auch bei der Digitalisierung von Vorteil. Liechtenstein kann damit deutlich mehr Geschwindigkeit aufnehmen als andere Länder. Als Vorbild für Liechtenstein beim E-Government gilt Estland, auch ein kleineres Land, welches mit e-Estonia die Chancen der Digitalisierung für die Verwaltung ausgezeichnet nutzt. Die Standortinitiative digital-liechtenstein.li stellt sicher, dass die wichtigsten Player (Wirtschaft, Staat und Wissenschaft) des digitalen Wandels in Liechtenstein miteinander vernetzt werden und Synergien genutzt werden. Hier ist die Kleinheit sicher auch von Vorteil, weil so die Kräfte besser gebündelt werden können.“

Digitaler Vorreiter 2030

Dass Liechtenstein das Ziel, 2030 ein digitaler Vorreiter zu sein, erreichen wird, da sind sich sowohl Martin Knöpfel als auch Regierungschef Daniel Risch sehr sicher. Knöpfel setzt auf die Umsetzung der digitalen Roadmap, damit das Land bis 2030 „in einem Zug mit Estland als internationaler Benchmark zählt“. Risch sagt, Liechtenstein sei in seinem Digitalisierungsstreben „voll auf Kurs“.

Damit dies aber in Zukunft auch quantitativ gemessen werden kann, muss Liechtenstein bei einer Indexierung wie dem IMD World Digital Competetiveness Ranking dabei sein, was aktuell noch nicht der Fall ist. Vielleicht kommt es in diesem Fall doch auf die Größe an.

Mehr Informationen zur Digitalisierung in Liechtenstein gibt es hier.

Daniel Risch, Regierungschef und Minister für Präsidiales und Finanzen im Fürstentum Liechtenstein wird auf der Smart Country Convention am 16. Oktober auf der Bühne stehen und über die Digitalisierung in seinem Land berichten.

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