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Gastbeitrag: Bochum auf dem Weg zur Smart City

Smart City Bochum

Smarte Sensoren, smartes Parken oder smarte Verwaltung – die Smart City Bochum setzt an verschiedenen Punkten an, um die Stadt noch liebens- und lebenswerter zu machen. Foto: Smart City Bochum

In den letzten Jahren hat sich die Wissens- und Kulturstadt zu einer der führenden „Smart Cities“ Deutschlands entwickelt. Zwei Platzierungen in den Top 10 des Bitkom Smart City Index in 2021 und 2022 bestätigen das. Aber was macht die westdeutsche Großstadt mit 371.000 Einwohnenden zur „Smart City“ und wie wurde die Stadt dazu inspiriert, digitale Technologien zur Transformation zu nutzen?

Wie die Digitalisierung auf Bochums Agenda kam

Durch eine starke Tradition in den Bereichen Bildung und Technologie ist Bochum ein attraktiver Standort für Unternehmen und Talente, die sich auf die Zukunft ausrichten. Diese Entwicklung ist maßgeblich durch die Verwaltung mitbestimmt: Bereits 2017 entwickelte die Stadt die Bochum Strategie 2030 als Kompass für positive Entwicklung in Sozialem, Wirtschaft, Demografie und Ökologie. Das Ziel: Eine noch lebens- und liebenswertere Stadt mit Fokus auf den Werte-Dreiklang „Wissen-Wandel-Wir-Gefühl“.

2020 wurde von der Stadtverwaltung und den städtischen Beteiligungsgesellschaften ein Bochumer Smart City-Konzept erarbeitet. Das Ziel: Durch den Einsatz innovativer Technologien und Daten die Effizienz, Nachhaltigkeit und Lebensqualität der Einwohnerinnen und Einwohner in der Stadt zu verbessern. Das Konzept umfasst verschiedene Bereiche wie Energie, Mobilität, Umwelt, Bildung, Gesundheit und Verwaltung. Auch die aktive Einbindung der Bürgerinnen und Bürger war Teil des Entwicklungsprozesses.

Im Sommer 2021 kam die Förderzusage für das Programm „Modellprojekte Smart Cities” (kurz: MPSC) vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Seit Ende 2021 arbeiten wir entlang unserer Smart City Strategie in dem zweiphasigen Förderprogramm. Eine digitale Bürgerbeteiligungsplattform, zahlreiche Veranstaltungen, vielfältige Einsatzmöglichkeiten von moderner Sensorik im Rahmen des Stadtklima-Monitorings zur Klimafolgenanpassung und zahlreiche weitere, entwickelte und umgesetzte Projekte zeigen: Bochum ist längst auf dem Weg!

Technologien lösen echte Probleme von echten Menschen

Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern wird für echte Menschen und zur Lösung echter Probleme vorangetrieben. Deshalb gehören sowohl technische Innovationen als auch Maßnahmen, die den städtischen Alltag verbessern, zur Smart City Bochum. Beispiele dafür sind:

  • Smart City Innovation Unit: Wir haben eine einzigartige Digitaleinheit gegründet. Mitarbeitende aus den Unternehmen der Stadtkonzerntöchter arbeiten zusammen, um Bochum jeden Tag ein wenig digitaler zu machen.
  • Smarte Sensorik: Unter Einsatz modernster Sensorik erhebt Bochum diverse Klimadaten für das Stadtklima-Monitoring, wie Bodenfeuchte, Gewässergesundheit, Temperatur oder Niederschlag. Diese werden den städtischen Fachbereichen zur Verfügung gestellt, um Handlungsempfehlungen abzuleiten. Perspektivisch fließen die Daten in eine offene Datenplattform.
  • Smarter Datentransport: Die Stadtwerke Bochum haben in Bochum ein LoRaWAN-Netzwerk mit rund 40 Gateways geschaffen. LoRaWAN (Long Range Wide Area Network) ermöglicht den energieeffizienten und kostenarmen Transport von Daten. Die Smart City Bochum nutzt das Netzwerk unter anderem für eine Vielzahl von Sensorikprojekten.
  • Smart Parken: Im gesamten Stadtgebiet wurde 2020 das Bargeld- und kontaktlose Bezahlen an städtischen Parkscheinautomaten und Parkhäusern per App in Kooperation mit ParkNow, nun EasyPark, eingeführt. Mittlerweile digitalisiert der Service „Smart Parken” den Parkprozess in Bochums Parkhäusern. Nach einer kostenlosen Aktivierung in einem Webshop erfolgt eine Kennzeichenerkennung per Kamera – die Schranke hebt sich bei Einfahrt automatisch. Bargeld und Parktickets werden nicht mehr benötigt.
  • Smarte Verwaltung: Die Implementierung von digitalen Bürgerdiensten ermöglicht es den Bürgerinnen und Bürgern ihre Anliegen online zu erledigen. Aktuell können die Menschen in Bochum mehr als 210 Verwaltungsdienstleistungen online erledigen.
  • Smarte Beteiligung: Mit der Beteiligungsplattform www.bochum-mitgestalten.de haben wir eine digitale Beteiligungsmöglichkeit geschaffen, mit der die Bochumerinnen und Bochumer sich bequem und vom heimischen Sofa aus an der Stadtentwicklung Bochums beteiligen können.
  • Smarte Bauplanung: Gemeinsam arbeiten Stadtverwaltung, Wohnungswirtschaft und ein Startup-Unternehmen an einer Plattform, mit der Bauplanerinnen und -planer ihre Entwürfe mithilfe von digitalen Modellen („Building Information Models”) auf Einhaltung von Anforderungen der Landesbauordnung und Bauprüfverordnung prüfen können. Die Vorabprüfung soll dazu beitragen, Genehmigungsverfahren schneller und effizienter zu machen.

Wann immer es sich anbietet, arbeitet Bochum mit anderen Städten und Regionen zusammen. Der Austausch von Erfahrungen und Ideen, das Peer Learning und die gemeinsame Umsetzung von Projekten gehören dazu, wenn die Smart Cities einen regionalen und nationalen Impact haben wollen.

Ein gelungener Anfang als Smart City oder smarte Region

Dabei werden wir häufig gefragt, was es braucht, um einen erfolgreichen Smart City-Prozess zu starten. Deshalb empfehlen wir anderen Kommunen, besonders auf folgende Erfolgsfaktoren zu achten:

  • Eine klare Vision und ein strategischer Plan: Mit dem Smart City Konzept hat Bochum eine klare Vision und eine langfristige Strategie für die digitale Stadtentwicklung. Es ist wichtig, dass Städte und Regionen eine ähnliche Vision und einen strategischen Plan entwickeln, um die Umsetzung von Smart City-Initiativen zu unterstützen.
  • Einbeziehung der Bürgerschaft: Bochum hat von Anfang an die Bürgerinnen und Bürger in den Entwicklungsprozess einbezogen. Eine offene und transparente Kommunikation ist wichtig, um ihre Bedürfnisse und Anliegen zu berücksichtigen und die Akzeptanz von Smart City-Projekten zu fördern.
  • Netzwerke und Allianzen bilden: Bochum arbeitet mit öffentlichen Unternehmen und anderen öffentlichen Akteurinnen und Akteuren zusammen, um die Umsetzung von Smart City-Projekten zu ermöglichen. Eine erfolgreiche Umsetzung von Smart City-Initiativen erfordert eine enge Zusammenarbeit und Partnerschaft.

Menschen im Kern der Smart City Bochum

Smart City-Projekte ergeben nur dann Sinn, wenn sie Menschen nützen. Deshalb setzen wir in unserer Kommunikationsarbeit einen großen Fokus auf die direkte Kommunikation, um die Menschen in Bochum von unseren Digitalprojekten zu begeistern. Unsere Veranstaltungsreihe „Stadtlabor zu Besuch" arbeitet Projekte aus den Bereichen Smart City und Digitalisierung auf. Ob digitale Bürgerbeteiligung, der Einsatz von Sensorik im Stadtklima-Monitoring für die Klimafolgenanpassung oder Augmented Reality – Austausch und Ausprobieren ist der Wesenskern der Events. Eine essenzielle Rolle spielen die persönlichen Gespräche mit dem Team der Smart City Innovation Unit. Wir freuen uns außerdem darauf, ab Sommer 2023 mit einem E-Fahrzeug als „Mobiles Stadtlabor" auf Publikumsveranstaltungen im Stadtgebiet unterwegs zu sein.

Dabei ist es für uns entscheidend, eine ausgewogene und umfassende Betrachtung der verschiedenen Perspektiven einzunehmen und einen offenen Dialog mit den Menschen in unserer Stadt zu führen, um deren Anliegen und Bedenken zu verstehen und bei der weiteren Entwicklung zu berücksichtigen. Auch die älteren Mitmenschen möchten wir mitnehmen – so stehen wir in stetigem Kontakt mit städtischen Anlaufstellen und haben Projektideen wie intergenerationelle Weiterbildungskurse und ein Präventionsprogramm „Sicherheit im Netz" als Teil in unser weiterentwickeltes Smart City Konzept aufgenommen.

Wann ist die Entwicklung Bochums zur Smart City abgeschlossen?

Es ist unwahrscheinlich, dass der Smart City-Prozess in Bochum jemals vollständig abgeschlossen sein wird. Das liegt daran, dass Smart City kein statisches Konzept ist, sondern ein fortlaufender Prozess der Anpassung und Verbesserung. Smart City meint die sinnvolle Integration von Technologie und Innovation in eine Stadt, um ihre Effizienz, Nachhaltigkeit und Lebensqualität zu verbessern. Da diese stetig im Wandel sind und laufend Herausforderungen und Chancen entstehen, muss eine Smart City sich kontinuierlich weiterentwickeln, um auf diese Veränderungen zu reagieren und ihre Ziele zu erreichen. Wir in Bochum und andere Städte, die sich auf den Weg machen, eine Smart City zu werden, müssen uns darauf einstellen, dass der Prozess langfristig und ständig weiterentwickelt wird.

Daher ist es wichtig, dass Städte wie Bochum einen langfristigen und strategischen Ansatz für Smart City-Projekte verfolgen, der flexibel genug ist, um auf neue Technologien und Anforderungen reagieren zu können. Es ist auch wichtig, dass die Stadt die Bedürfnisse und Perspektiven ihrer Bürgerinnen und Bürger berücksichtigt und sie in den Prozess einbezieht, um sicherzustellen, dass Smart City-Projekte tatsächlich dazu beitragen, das Leben in der Stadt zu verbessern.

Insgesamt ist Smart City ein kontinuierlicher Prozess der Innovation und Anpassung, der sich niemals wirklich abschließen wird.

Noch mehr Infos zur Smart City Bochum gibt es hier: www.bochum-smartcity.de

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