Flexibel, digital, vernetzt: Mobilität als Grundrecht auf dem Land
Zukunftsforscher Dr. Stefan Carsten erklärt, warum Mobilität im ländlichen Raum ein Grundrecht ist – und wie digitale, flexible Lösungen neue Chancen für Arbeit, Bildung und Teilhabe schaffen.

Dr. Stefan Carsten, Zukunftsforscher und Stadtgeograf, kombiniert in seiner Arbeit die Themenfelder Zukunft, Stadt und Mobilität. Foto: Dr. Stefan Carsten
Wenn der nächste Bus erst in zwei Stunden kommt… Ein kühler Herbstmorgen in einem kleinen Dorf irgendwo in Deutschland. Anna, 72, steht mit ihrer Einkaufstasche an der Bushaltestelle. Der Bus kommt nur viermal am Tag – und gerade heute fährt er wieder verspätet. Spontan zur Ärztin oder zum Markt in die Stadt? Unmöglich. Genau solche Situationen will Zukunftsforscher Dr. Stefan Carsten in Zukunft verhindern. Für ihn ist klar: Mobilität ist kein Luxus, sondern ein Grundrecht – und zwar für alle Menschen, egal wo sie leben. Aus diesem Grund engagiert er sich auch als Leiter des BUS2BUS- Advisory Board und Kurator des BUS2BUS Future Forum.
Für Dr. Stefan Carsten ist moderne Daseinsvorsorge im ländlichen Raum weit mehr als der Ausbau von Buslinien und Taktzeiten. Es geht darum, Zugänge zu Arbeit, Bildung, Gesundheit und sozialer Teilhabe zu schaffen. Flexible, digital vernetzte und klimaschonende Lösungen müssen dabei den tatsächlichen Bedürfnissen der Menschen entsprechen – nicht starren Fahrplänen oder veralteten Strukturen, meint Dr. Carsten.
Innovative Projekte zeigen das Potenzial
Längst gibt es Beispiele, die zeigen, wie technologische Innovationen den ländlichen Raum stärken:
- KIRA: Testet autonomes Fahren im ÖPNV im Rhein-Main-Gebiet.
- SMILE24: Kombiniert Expressbusse, On-Demand-Shuttles, Leihfahrräder und Carsharing im ländlichen Tourismusraum.
- Mobiles Elbe Valley: Zukunftslabor für nachhaltige Mobilität im Elbe-Tal.
„Der ländliche Raum kann ein Testfeld für intelligente, skalierbare Mobilitätslösungen sein.“ Damit solche Projekte langfristig erfolgreich sind, brauche es jedoch Infrastruktur, politische Förderung und konsequente Nutzerorientierung.
Mut statt Verwaltungsroutine
Politische und strukturelle Hürden bleiben ein großes Hindernis. Kleinteilige Zuständigkeiten, veraltete Finanzierungsmodelle und starre rechtliche Rahmenbedingungen bremsen viele Ideen aus, sagt Dr. Carsten: „Es fehlt häufig an Verantwortungsgemeinschaften über Gemeinde- und Landkreisgrenzen hinweg.“ Er fordert eine Infrastrukturpolitik, die nicht nur verwaltet, sondern gestaltet – mit Freiräumen für Neues und Anreizen für dauerhafte Integration und Innovation.
Mobilität auf der Smart Country Convention
Die Smart Country Convention ist für ihn der ideale Ort, um Theorie und Praxis zusammenzubringen. „Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug für bessere Lebensqualität – vor allem in ländlichen Räumen.“
Ein Highlight: Am 1. Oktober um 14:00 Uhr spricht Dr. Carsten auf der Focus Stage mit Sonya Herrmann (Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein), Maximilian Rohs (PwC Deutschland) und Felix Thielmann (DB Regio AG) im Panel „Zugang statt Abhängigkeit – neue Mobilitätskonzepte für den ländlichen Raum“, einer Kooperation der Smart Country Convention und Mobilitätsmesse BUS2BUS. Sein Ziel: Perspektiven verbinden, Impulse setzen und gemeinsam neue Ideen für die Mobilität von morgen entwickeln.
Mehr Infos zur Zukunft der Mobilität gibt es hier auf der Website.