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Gemeinsam aus der Krise: Raum für Zukunft

Gastbeitrag von Frau Bohle

Damit werden die anstehenden Herausforderungen des Wiedererstarkens, des Wiederbelebens und der Neugestaltung städtischer und ländlicher Räume und Strukturen sowie des Zusammenhalts in den Mittelpunkt gestellt. Auch die Gestaltung und Einbindung digitaler Räume und Strukturen spielt dabei eine wichtige Rolle. Gleichzeitig werden die großen Zukunftsaufgaben adressiert: Lebenswerte Orte, Klimaschutz und -anpassung, Wohlstand und gesunde, sichere Lebensverhältnisse schaffen. Dabei wird an die mittel- bis langfristige Perspektive der Stadtentwicklung, ihre Fähigkeit zum Ausgleich und zur Moderation von Veränderungsprozessen, ihre Lösungsorientierung und Gestaltungskraft appelliert. Digitale Angebote bieten hier Hilfestellungen für die Lösung übergeordneter sozialräumlicher Herausforderungen. Dieses Verständnis von Digitalisierung als zweckmäßiges Mittel für klar definierte lokale Ziele stellt eine nachhaltige und gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung in den Vordergrund.

So hat sich die Stadt Bad Belzig in Brandenburg das Ziel gesetzt, bedarfsgerechte Mobilität im ländlichen Raum ohne privates Auto zu ermöglichen. Dafür ist eine bessere Vernetzung der Kernstadt mit den entlegeneren Ortsteilen notwendig. Im Zentrum der Überlegungen steht die Entwicklung einer App – natürlich als Open Source Software - die multimodale und flexible Angebote vermittelt. Darüber hinaus wird der Ausbau von Möglichkeiten zum digitalen Arbeiten im ländlichen Raum durch Co-Working Spaces vorangetrieben. Dieser Ansatz ist heute aktueller denn je: gerade die vergangenen Monate waren für viele durch mobiles Arbeiten von Zuhause geprägt. Zwei wesentliche Erkenntnisse daraus sind, a) ortsunabhängiges Arbeiten funktioniert, soweit die infrastrukturellen Voraussetzungen gegeben sind und b) wir vermissen soziale Kontakte mit Kolleginnen und Kollegen im Home-Office. Co-Working Spaces, also das Arbeiten in Bürogemeinschaften können eine Lösung sein, beides zu vereinen. Dieses Modell kann damit auch zu einer Stärkung der Entwicklung im ländlichen Raum beitragen.

Beide Beispiele zeichnen sich durch eine klare räumliche Programmatik aus. Sie setzen an lokalen Herausforderungen im ländlichen Raum an und zeigen wünschenswerte Entwicklungspfade auf. Digitale Formate, wie Videokonferenzen und Online-Kurse, die Eingang in unsere Lebens- und Arbeitswelt gefunden haben, werden sicherlich auch zukünftig die physische Präsenz in Teilen ersetzen. Durch das Wegfallen von langen Pendelzeiten und flexibler Arbeitszeitgestaltung lassen sich Beruf und Familie besser vereinbaren. Die Digitalisierung ermöglicht es Menschen so, auf dem Land zu leben und dennoch Jobs nachzugehen, die in den Städten verankert sind. Dies gilt auch für Bildungs- und Freizeitangebote. Digitale Lösungen tragen damit mittelbar zur Schaffung von gleichwertigen Lebensverhältnissen bei in der Stadt und auf dem Land bei.

Mit der zunehmenden Bedeutung des digitalen Raums, wird im gleichen Maße die Diskussion um dessen Gestaltung wichtiger. Dabei gilt es, auch folgende Aspekte in den Blick zu nehmen: Vermeidung einer digitalen Spaltung, Verringerung räumlicher und sozialer Unterschiede in der Gesellschaft, Fragen zum Datenschutz und zur Datensicherheit sowie die Vermeidung von Marktabhängigkeiten. Um die Potenziale zu heben und zugleich Risiken zu mindern, bedarf es eines gezielten und gemeinwohlorientierten Umgangs mit Daten und der Sicherung der kommunalen Datenhoheit.

Die nationale Dialogplattform Smart Cities hat zu diesem Thema gerade ihre Leitlinien „Datenstrategien für die gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung“ veröffentlicht. Datenstrategien haben demnach zum Ziel, die Handlungsfähigkeit der Kommunen und der Stadtgesellschaft zu sichern und zu stärken. Eine Voraussetzung dafür ist Datensouveränität – sowohl von einzelnen Menschen als von Kommunen. Diese müssen ihre Daten kontrollieren, steuern und nutzen können. Auch die Leitlinien zur nachhaltigen Transformation der Städte sollen dazu beitragen, Digitalisierungsprozesse umweltfreundlich, inklusiv und gerecht zu gestalten.

Die am Gemeinwohl orientierte Gestaltung sowohl des physischen als auch des digitalen Raums sowie die Verknüpfung der beiden Dimensionen ist eine große Zukunftsaufgabe - nicht nur in der Stadtentwicklung. Die langjährige Erfahrung der Stadtentwicklung, integriert zu denken und zu handeln, kann aber helfen die Digitalisierung zukunftsorientiert zu gestalten. Deshalb setzt sich das Förderprogramm Modellprojekte Smart Cities auch zum Ziel, nicht nur die einzelnen Pilotprojekte, sondern vor allem eine Praxis- und Wissensgemeinschaft rund um Smart Cities aufzubauen. Insofern sind Vernetzung und Wissensaustausch zentrale Bestandteile der Modellprojekte Smart Cities. Die Smart Country Convention bietet eine gute Gelegenheit zur Vernetzung und zur Diskussion mit der Fachöffentlichkeit in Deutschland.

Leitlinien „Datenstrategien für die gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung“ der nationalen Dialogplattform Smart Cities

Dieser Gastbeitrag erschien im Juni 2021 in der Printausgabe unseres Medienpartners Behörden Spiegel. Um die Modellprojekte Smart Cities wird es auch wieder vom 26.-28. Oktober 2021 auf der Smart Country Convention gehen.

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