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Landkreis Mayen-Koblenz auf dem Weg zur Smart Region

Gezeichnete Darstellung des Landkreises Mayen-Koblenz.

Zehn kreisangehörigen Städte und Verbandsgemeinden im Landkreis Mayen-Koblenz bilden die Grundlage für die smarte Region- Foto: Landkreis Mayen-Koblenz

„Ein Weiter-So reicht nicht aus, um die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger aufrechtzuerhalten, zu verbessern, wettbewerbsfähig zu bleiben, Ressourcen effizienter zu nutzen und die nachhaltige Entwicklung der Region voranzutreiben.“ – allein mit diesem einen Satz von Sonja Gröntgen, Chief Digital Officer (CDO) im Landkreis Mayen-Koblenz, wird klar, wieso auch Landkreise und Gemeinden an der digitalen Transformation und der Entwicklung zur Smart Region nicht mehr vorbeikommen. Die Region ist mit Blick auf den demografischen Wandel, den Fachkräftemangel, den Digitalisierungsstau in regionalen Betrieben und Verwaltungen und nicht zuletzt auch dem Klimawandel mit einer Vielzahl von drängenden Herausforderungen konfrontiert, die nur mit Hilfe innovativer Ideen und neuer Ansätze bewältigt werden können. Aus diesem Grund kam 2019 im Zukunftsausschuss des Landkreises die Idee auf, sich für das Förderprogramm „Modellprojekte Smart Cities“ des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen zu bewerben. „Themen wie die (Re-) Vitalisierung unserer Orte, resiliente Versorgungsstrukturen, Nachhaltigkeit, Mobilität, Bildung, nachhaltiger Tourismus und Wirtschaftskraft spielen eine tragende Rolle für die stabile Entwicklung der Region. Es ist daher von großer Bedeutung für uns, diese Komponenten zeitgemäß und zukunftsorientiert weiterzuentwickeln“, sagt Gröntgen. 2020 bekam „MYK10 – Network in Region“ den Zuschlag und erhält bis 2027 rund 17,5 Millionen Euro Förderung. Die hochgestellte 10 im Projekttitel „MYK10“ seht sinnbildlich für die zehn kreisangehörigen Städte und Verbandsgemeinden, denn die kommunale Familie im Landkreis Mayen-Koblenz ist das Fundament, auf dem die smarte Region entsteht.

Digitalisierungsstrategie mal 3

Mayen-Koblenz verfolgt drei Zielbilder, wie sich die Region entwickeln soll:

1. MYK verändert sich - Die Smarte Region gestaltet aktiv den Wandel
Die Menschen in Mayen-Koblenz warten nicht ab, sondern möchten selbst bestimmen, wie die digitale Transformation die Region prägt. Mithilfe neuartiger Ideen sollen die Ortszentren wieder mit Leben gefüllt werden, ein einfacher und wohnortnaher Zugang zu Versorgungsleistungen des täglichen Lebens ermöglicht werden und die Region widerstandsfähig gegenüber Klimaveränderungen gemacht werden. Zusätzlich arbeitet der Landkreis daran, eine wohnortnahe medizinische Versorgung sowie eine bürgernahe (virtuelle) Verwaltung zu gestalten, um den Kreis bis in die 2030er Jahre zukunftsfest zu gestalten.

2. In MYK gut von A nach B kommen - Die Smarte Region entwickelt Mobilität und Infrastruktur innovativ weiter
In Mayen-Koblenz sollen Menschen, Güter und Informationen sicher und bequem von A nach B transportiert werden. Da die Region sehr vielfältig ist – von hügelig bis flach, von High-Tech bis Traditionshandwerk, von Stadt bis Dorf – existieren unterschiedliche Ansprüche an öffentliche Verkehrsmittel und Logistikprozess. Zusätzliche Fortbewegungs- und Transportmöglichkeiten und digitale Anwendungen können Abhilfe schaffen, indem sie den Zugang zu wichtigen Dienstleistungen sowie Waren und die Fortbewegung im gesamten Landkreis verbessern.

3. MYK vernetzt Menschen - Die Smarte Region schafft Gemeinwohl und fördert das Miteinander
Im Landkreis Mayen-Koblenz leben Menschen mit verschiedenen Bedürfnissen und Gewohnheiten. Neue Technologien verändern dabei in den Bereichen Arbeit, Bildung, Freizeit und Gemeinschaft Erwartungen, bergen aber vor allem auch Chancen für das alltägliche Miteinander. Wichtig ist, dass alle Menschen auf dem Weg durch die digitale Transformation mitgenommen werden, um ihnen heute und in Zukunft die Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen.

Große und kleine Schritte in der Smart Region

Mayen-Koblenz befindet sich nach einer umfassenden Strategiephase bis zum Sommer 2023 jetzt in der Umsetzung erster Projekte:

So entstehen im nächsten Jahr an bis zu sechs Standorten im Landkreis sogenannte „RegioHubs“. Das sind multifunktionale Arbeits-, Begegnungs-, Innovations- und Lernräume. Hier treffen wie in einem CoWorking-Space Menschen aus unterschiedlichen Branchen mit verschiedenen Kompetenzen und Perspektiven aufeinander und können sich austauschen. Die RegioHubs gehen allerdings weit über die reinen CoWorking-Spaces hinaus: So sollen hier auch Besprechungsräume für Vereine und Unternehmen entstehen und Versorgungsangebote integriert werden. „Zentrales Ziel der RegioHubs ist es, zu einer Wiederbelebung unserer Ortskerne beizutragen, die lokalen Gemeinschaften zu stärken, als Ankerorte für Digitalisierung Berührungspunkte mit neuen Technologien und Medien zu ermöglichen und in Co-Kreation diverser Akteursgruppen neue Ideen zu schaffen.“, sagt Gröntgen. Eine kreisweite Dachorganisation wird als Mittler und Koordinator Synergieeffekte zwischen den einzelnen RegioHubs schaffen.

Der Amt-O-Mat erinnert optisch an einen Bankautomaten, ermöglicht aber den flexiblen Zugriff auf Verwaltungsleistungen ohne dafür aufs Amt zu müssen. Die Automaten sind dabei so gestaltet, dass auch Menschen, die über eine geringe Digitalisierungskompetenz verfügen, problemlos damit arbeiten können. „Dank eingebautem Scanner, QR-Code- und NFC-Chip-Leser, Drucker sowie Bezahlfunktion unterstützen die Amt-O-Maten die Antragsstellung gerade für diejenigen, die zu Hause nicht über die für Antragsstellung erforderliche Hardware verfügen. Die Geräte ermöglichen es den Einwohnern, Bürgerservices an sieben Tagen in der Woche unabhängig von den Öffnungszeiten der Bürgerämter zu nutzen und steigern dadurch maßgeblich die Servicefreundlichkeit in unserem Flächenlandkreis. Das gilt auch für die Abholung von Dokumenten wie Personalausweisen oder Reisepässen“, betont Gröntgen.

Dieses und nächstes Jahr werden an sechs Messstellen im Landkreis Sensoren installiert, die die Pegelstände von Nette, Sayn und dem Elzbach überwachen, um die angrenzenden Ortschaften vor Überschwemmungen durch Starkregenereignisse zu schützen. In einer Masterarbeit wurden diese Standorte definiert. „Dank der Übertragung der Daten auf das landesweite Hochwasserportal, können die Daten auch über Mayen-Koblenz hinaus genutzt und öffentlich abgerufen werden“, so die zuständige Projektmanagerin Tahmineh Bahadorizadeh.

Mit Hilfe von 40 LoRaWAN-Antennen, die noch bis Ende 2024 im gesamten Landkreis platziert werden, wird die Infrastruktur geschaffen, um Expertise in datenbasierten Planungs-, Management- und Entscheidungsprozessen in all den Kommunen sowie auf Landkreisebene zu gewinnen. „Gemeinsam sammeln, verarbeiten und teilen wir Daten und Erfahrungen in zahlreichen Anwendungsgebieten, zum Beispiel rund um Klima- und Umweltdaten (Bodenfeuchte, Temperatur, Luftqualität…), Mobilitätsdaten oder im Bereich Energiemanagement. Auch Dritten wird der Zugang zum Netzwerk erlaubt, sodass Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Forschung in der Region von der Funktechnologie profitieren und die Innovationsfreude im Landkreis beflügeln können.

Auch die Gesundheitsversorgung soll in der Smart Region verbessert werden. Mit Hilfe von Telemedizin optimiert „Herz.Gesund“ die medizinische Betreuung von Patientinnen und Patienten, die an einer chronischen Herzinsuffizienz leiden. Das junge Koblenzer Unternehmen Qurasoft, das St. Nikolaus Stiftshospital in Andernach, Fach- und Hausärzte arbeiten mit dem Landkreis zusammen, um die Lebensqualität der betroffenen Personen zu verbessern.

Auch der digitale Bewegungstrainer im Rahmen des Projekts „Bewegung in die Dörfer“ soll Gesundheit und Lebensqualität der Menschen in den Gemeinden verbessern. In 32 Ortsgemeinden werden Bewegungsangebote für ältere Menschen gemacht. Die ehrenamtlichen Bewegungsbegleiter haben nun eine digitale Austausch- und Organisationsplattform, auf der sie Übungen und Hinweise miteinander teilen und Übungsfolgen planen können.

Im Rahmen des Südwest-Clusters entwickelt der Landkreis Mayen-Koblenz zusammen mit den anderen „Modellprojekten Smart Cities“ in Rheinland-Pfalz und dem Saarland eine kommunale Datenplattform auf Open-Source-Basis. „Die kommunale Datenplattform regelt zentral den Zugriff und die Weitergabe kommunaler Daten und verhindert so, dass diese Daten unkontrolliert verwendet werden. Dies ermöglicht es uns als Landkreis, aber auch unseren kreisangehörigen Kommunen, in der Zukunft datenbasierte Steuerung, Entscheidung und Planung“, so Gröntgen.

Ganz praktisch erleben die Menschen im Landkreis Mayen-Koblenz die Smart Region über das Projekt LandRäume. Hier können die Bürgerinnen und Bürger direkt digital einen Raum für Vereinstreffen, Leseclub oder Geburtstagsfeier buchen. Egal ob Vereinsheim, Pfarrhaus, Co-Working Space oder Grillhütte - mit Hilfe von Filtern können die Menschen direkt auswählen, was sie suchen, sehen online, ob die Location an ihrem Termin verfügbar ist, und können sie gleich online buchen.

Noch in diesem Herbst entsteht in der Stadt Bendorf ein MakerSpace – ein generationsübergreifender Lernort für die MINT-Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. In unterschiedlichen Angeboten kann hier analog und digital gebastelt, getüftelt, geschraubt, gebohrt und programmiert werden.

Und am 22. September ist die MeinMYK-App live gegangen. Bürgerinnen und Bürger haben dank ihr alle Infos aus der Verwaltung oder den Bereichen Wirtschaft, Freizeit und Alltag in Mayen-Koblenz orts- und zeitunabhängig immer in der Hosentasche dabei, zentral an einem Ort auf dem Smartphone oder Tablet.

Digitale Transformation nicht ohne die Menschen

Ohne die Menschen, die im Landkreis Mayen-Koblenz leben und arbeiten, geht es aber bei aller Digitalisierung nicht, betont Gröntgen. Aus diesem Grund werden die Bürgerinnen und Bürger regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht – sei es über die Informations- und Beteiligungsplattform myk10.de, im Kommunaldialog an Ständen auf den Marktplätzen oder dem Zukunftsforum, das jedes Jahr stattfindet. Die Menschen sollen jederzeit die Gelegenheit bekommen ihre Ideen und Anregungen einzubringen.

Ebenso wichtig ist aber auch die Zusammenarbeit mit anderen Kommunen, sagt Gröntgen: „Oftmals beschäftigen wir uns mit sehr ähnlichen Herausforderungen und wirken entsprechend auch auf ähnliche Lösungen hin. Hierbei muss nicht jeder das Rad neu erfinden, sondern wir können von- und miteinander lernen und interkommunal, wie im Südwest-Cluster, zusammen gemeinsame Projekte umsetzen.“

Das empfiehlt die CDO auch anderen Kommunen – zusammenarbeiten und offen zu kommunizieren: „Die aktive Beteiligung der Bürger von Anfang an und die Berücksichtigung ihrer Meinungen können dazu beitragen, eine breite Akzeptanz für das Smart-City-Modellprojekt zu schaffen. Außerdem ist es empfehlenswert zunächst, gemeinsam mit einem breitgefächerten Akteurskreis regional eine Strategie zu erarbeiten. Diese enthält neben einer Momentaufnahme zu Projektbeginn eine Darstellung aktueller Herausforderungen, beschreibt aber vor allem, welche zentralen Werte auf dem Wege der digitalen Transformation gelten müssen, und welche Visionen und Projekte verfolgt werden sollen. So kann die regionale Gemeinschaft über diverse Branchen hinweg in Kooperation zwischen Verwaltungen, Wirtschaft, Bildungs- und Sozialeinrichtungen sowie der Zivilgesellschaft gemeinsam auf eine Vision hinarbeiten. Alle sprechen die gleiche Sprache und können sich auf dem Weg durch die digitale Transformation gegenseitig ergänzen.“

Smart Region mit Zukunft

Seit dem Start des Projekts haben sich schon viele Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Projektpartner in den Prozess eingebracht, um die Zukunft ihrer Heimat aktiv mitzugestalten. „Ängste und Zweifel bleiben da nicht aus“, sagt Gröntgen. Es gibt Menschen, die Angst haben, bei der digitalen Transformation den Anschluss zu verlieren. Anderen sei es schwer zu vermitteln, dass es sich lohnt, Smart City-Vorhaben voranzutreiben, auch wenn Grundvoraussetzungen, wie etwa die digitale Verwaltung, Breitband- und Mobilfunkausbau oder auch die Schulmodernisierung noch nicht gegeben sind. „Das überwiegende lebhafte Interesse und die engagierte Teilnahme der Bürgerinnen und Bürger verdeutlichen jedoch, wie wichtig es ist, die Gemeinschaft in solche Projekte einzubinden. Das Modellprojekt Smart City im Landkreis Mayen-Koblenz zeigt eindrucksvoll, wie gemeinsame Anstrengungen die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft schaffen und vorgenannte Zweifel aus dem Weg geschafft werden können.“

Deshalb sieht Gröntgen die Region auch auf einem guten Weg: „Die Kombination aus langfristiger Förderung, kontinuierlicher Anpassung und aktiver Bürgerbeteiligung kann dazu beitragen, dass das Smart-Cities-Projekt im Landkreis Mayen-Koblenz langfristig erfolgreich ist und nachhaltige Veränderungen bewirkt. Das Projekt wird jedoch nie ganz abgeschlossen sein, sondern schafft nur die Grundlagen dafür, dass wir Anschluss an aktuelle und künftige technologische Entwicklungen behalten können. Die digitale Transformation ist ein Prozess – und der wird die ‚smarte Region‘ stetig prägen.“

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