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Herne auf dem Weg zur Smart City

Menschen im Austausch, Oberbürgermeister steht in der Mitte und spricht mit interessierter Bürgerin

Konstruktiver Austausch des Oberbürgermeisters Dr. Frank Dudda mit Bürgerinnen, Burgern und Unternehmen im Zuge der Strategiephase. Foto: Stadt Herne, Frank Dieper, Thomas Schmidt

Mitten in NRW, zwischen Essen, Dortmund und Gelsenkirchen liegt Herne – eine Kommune, auf den ersten Blick noch nicht ausreichend auf der Landkarte verortet in Sachen Smart City. Aber der zweite Blick lohnt sich. Denn: „Wir haben schon zahlreiche Schritte unternommen, um die Stadt zukunftsfest zu machen“, sagt Pierre Golz, Geschäftsführer der Herne.Digital GmbH. Vor zwei Jahren hat sich die Stadt dazu entschlossen, die GmbH zu gründen, „um einen einheitlichen Ansprechpartner für den Konzern und die Stadtverwaltung in Sachen Datenplattform, Sensorik und Sensornetzwerke sowie Open-Source-Anwendungen zu schaffen“, sagt Golz.

Aber bereits 2018 startete der breit angelegte Strategieprozess hin zur Smart City unter Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda. Das Ergebnis ist der Zukunftsimpuls Herne 2025 – urban.digital.international. „Hintergrund ist, dass die Digitalisierung inzwischen alle unsere Lebensbereiche erfasst, privat und beruflich. Die Stadtverwaltung Herne nimmt eine aktive Steuerungsrolle ein auf dem Weg der Digitalisierung. Darauf aufbauend haben wir in einem zweijährigen Prozess die Digitalstrategie 2030+ erarbeitet, bei der wichtige strategische und operative Weichenstellungen von Seiten der Politik im September beschlossen wurden.“, sagt Golz. „Die Digitalisierung wird zwangsläufig auf lange Sicht eine nächste Säule der Daseinsvorsorge darstellen.“

Personell und strukturell auf Smart City-Kurs

Um ein klares Zeichen in Richtung smarte Stadtentwicklung zu setzen, hat Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda 2018 die Stabsstelle Digitalisierung eingerichtet. Seit Februar dieses Jahres hat die Stadt sogar einen eigenen Fachbereich Digitalisierung mit über 80 Mitarbeitenden. Hier werden innerhalb der Verwaltung die Themen e-Government, Registermodernisierung und Smart City ganzheitlich aus einer Hand gedacht und vorangetrieben. Daran angeschlossen ist der so genannte Digitalbeirat, der aus sämtlichen strategischen Einheiten des „Konzerns“ Stadt Herne besteht und rund 40 Mitglieder umfasst. Jede städtische Einheit und Gesellschaft sollen beim Thema Digitalisierung mit einbezogen werden. Die Herne.Digital GmbH bildet schließlich den Kopf des Ganzen, ein Ansprechpartner für alle Themen rund um die Digitalisierung. Gemeinsam mit dem Verein IDEASFORUM e.V. hat die GmbH einen FIWARE InnovationsHub der Europäischen Kommission eröffnet. Das ist einer der wenigen von der EU geförderte Innovationszentren, die die Einführung von Open-Source-Plattformen vorantreiben sollen.

Herne verfügt darüber hinaus über ein Online-Serviceportal, in dem Bürgerinnen und Bürger mehr als 200 Dienstleistungen digital abrufen können – von der Meldebescheinigung über die Hundesteuer bis zur Amtsärztlichen Untersuchung. Zahlreiche Datensilos wurden in den letzten fünf Jahren aufgebrochen und digitale Zwillinge erstellt, so Golz. Die Smart City Datenplattform ist somit zukünftig Datendrehscheibe für den Konzern Stadt, welche Smart City Daten aggregiert, standardisiert und verteilt. Hier sind inzwischen auch BSI-konforme Übertragungen von Daten möglich. Herne wirkt hier auch an der Erarbeitung von zukünftigen DIN-Normen beim Fraunhofer gemeinsam mit beispielsweise München und Münster mit.

Ganz praktisch wird der digitale Nutzen für Bürgerinnen und Bürger aber auch Touristen in der Herne-App. Hier laufen Bürgerservices, News, Infos zu Bus und Bahn oder auch Veranstaltungen zusammen.

Die Stadt hat zudem erste Projekte in den Bereichen Gasnetze, Stromnetze und Smart Parking umgesetzt. Zusammen mit der RWTH Aachen haben die Stadtwerke Herne das Projekt „SeGuRo – Secure Grids“ gestartet. Im Kern sollen so genannte Energietrackings gefördert werden. Das Klimaviertel der Stadtwerke Herne ist dabei ein Reallabor und soll nicht nur messen, sondern auch die Netzwerke und Komponenten rund um das Thema Energie aktiv steuern. Der Energieverbrauch in Herne soll so optimiert und reduziert werden, um die Mission Zero 2050 zu erreichen, sagt Golz.

Und auch der Bereich Künstliche Intelligenz wird in Herne nicht außer Acht gelassen. In der Stadt laufen aktuell drei Pilotvorhaben:

  • KI für die Straßenzustandserfassung mit Hilfe von Tracking der städtischen Fahrzeuge, kombiniert mit Schadensmeldungen aus dem Anregungsmanagement
  • KI für die Investitionskostenplanung als erste Innovationspartnerschaft in Deutschland
  • Herne ist Teil der EU-Förderung „BeOpenAI“ zum Thema Hoch-Verfügbare Datensätze zur Sicherstellung der KI-Nutzung. Hier arbeitet Herne mit Städten wie Athen, Neapel, Porto und Vilnius zusammen, um Hoch-Verfügbare-Datensätze zur Vorbereitung von KI-Nutzung zu entwickeln und definieren

Auf technischer Seite setzen Herne und die Herne.Digital GmbH auf FIWARE Technologie, wie den so genannten Orion Context-Broker, um den Smart City Bereich abzubilden und zu strukturieren. Für die Arbeit mit verschiedenen Sensoren der Stadt gibt es ein „Active Directory“ aus einer internationalen Partnerschaft sowie einige Eigenentwicklungen. Damit all die gesammelten Daten sicher übertragen werden können, setzt Herne wie viele andere Smart Cities auf LoRaWAN neben dem üblichen WLAN.

„Digitalisierung ist ein Marathon kein Sprint“

Eine der wichtigsten Erkenntnisse für Pierre Golz nach vielen Jahren Aufbauarbeit: Digitalisierung ist ein Marathon und kein Sprint: „Hierbei achten wir stets auf die langfristige Wahrung der digitalen Souveränität, dem Einsatz von OpenSource und OpenCode. Die neue Art der Vernetzung führt zu stetigen Impulsen und kontinuierlichen Verbesserungsprozessen bei gleichzeitigem Knowhow-Erwerb durch Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen. Denn man kann viel digitalisieren, aber die Frage nach dem Nutzen und der Bereitschaft, die Anwendung zu vermitteln, kostet Zeit.“

Wie sehr sich die Menschen und Unternehmen in Herne beteiligen wollen, hat Golz selbst überrascht: „Alle bringen sich ein, möchten mitgenommen werden, testen, geben Feedback, um gemeinsam besser zu werden. Das haben wir selbst in dieser starken Ausprägung so nicht erwartet. Durch unsere Säule der digitalen Bildung hat sich die Skepsis somit in eine Kultur des Ausprobierens, des Feedbacks und des selbst Entwickelns gewandelt.“

Digitaler Nutzen für jede Zielgruppe

Damit bei diesem hohen Tempo der digitalen Entwicklung möglichst niemand den Anschluss verliert, arbeitet Herne eng mit den Bildungsnetzwerken vor Ort zusammen und bindet Politik, gesellschaftliche Akteure und die Volkshochschule mit ein, so Golz: „Dies geht aber nur, wenn nicht nur die Technologieaffinität gesteigert wird, sondern auch der Nutzen konkret für diese Zielgruppe besteht. Hier entstehen in den Quartieren auch ganz neue Angebote. Darüber hinaus bemühen wir uns um so genannte Digitallotsen in den Quartieren, sodass junge Menschen älteren Menschen etwas beibringen und umgekehrt. Hier wird es in 2024 auch strukturell weitere Angebote und Lernorte geben.“

Digitalstrategie 2030 und dann?

Ein erster großer Meilenstein wird 2030 erreicht sein. Bis dahin ist die Digitalstrategie – „Smart People City Herne – Digitalstrategie 2030+“ definiert. Dann will die Stadt Resümee ziehen, nötige Anpassungen werden fortlaufend im Zuge eines Controllings geprüft. Ein Ende für das Projekt „Smart City“ wird das aber nicht sein: „Da davon auszugehen ist, dass die digitale Daseinsvorsorge erhalten bleiben wird und Bestandteil der Verantwortung der öffentlichen Hand ist. gehen wir davon aus, dass die Bedeutung über die Jahre weiter steigt, und freuen uns darauf, die Folgestrategie gemeinsam zu entwickeln“, sagt Golz.

  • Noch mehr Informationen aus der Smart City Herne und von der Herne.Digital GmbH gibt es am 8. November auf der Smart Country Convention: Pierre Golz wird um 15 Uhr auf der Arena Stage im hub27 über Smart Citys in der Praxis berichten.

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