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Gera auf dem Weg zur Smart City

Hamburg, Köln, München – klassische Beispiele von großen deutschen Smart Cities. Aber auch Gera in Thüringen ist auf dem Weg zu einer technologisch fortschrittlichen und innovativen Stadt.

Im 19. Jahrhundert war Gera Industriestadt und Vorreiter bei der Textilproduktion. Nach der Wiedervereinigung wurden viele Betriebe geschlossen und Gera mehr und mehr von der modernen Entwicklung abgehängt.

Seit 2019 ist Gera Smart City Modellstadt und blüht neu auf – das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen fördert die Thüringer Stadt mit rund 7, 5 Millionen Euro. Mehr als 100 Kommunen aus ganz Deutschland hatten sich um den Platz als Smart City-Modellstadt beworben – Gera und zwölf weitere Städte und Gemeinden haben den Zuschlag bekommen. Über sieben Jahre läuft das Modellprojekt mit dem Ziel, Gera durch moderne Technologien nachhaltig lebenswert und zukunftsfähig zu gestalten.

Seit einigen Monaten ist Geras Smart City-Strategie beschlossen – mit verschiedenen Maßnahmen, wie die Stadt in vielen Bereichen smarter werden kann. Wir haben dazu mit Rico Trost, dem Amtsleiter der Stadtverwaltung Gera gesprochen.

Herr Trost, wieso will Gera Smart City werden?

„Gera hat erkannt, dass ‚smarte Ansätze’ vielfältige Möglichkeiten bieten, das Gemeinwohl in der Stadt zu befördern, aber auch Instrumente liefern, die die zielorientierte und effiziente Steuerung von Infrastruktur- und Stadtentwicklungsprozessen ermöglichen. Diese Möglichkeiten möchte Gera im Interesse der Bürger und ansässigen Unternehmen nutzen und stellt sich gern den damit verbundenen Herausforderungen.“

Gera hat schon seit längerem erkannt, dass Arbeitsweisen in der Verwaltung, die Infrastruktur oder auch generelle Denkweisen an die, sich weiter entwickelnde Umwelt angepasst werden müssen. Das Angebot des BMI, diese Entwicklung finanziell aber auch durch Knowhow und Netzwerke zu unterstützen, kam der Stadt dabei sehr gelegen, so Trost.

An welchen Stellen wird die Stadt jetzt smarter?

„Wir haben unter anderem die Verzahnung von zukunftsweisender Wissenschaft und innovativer Wirtschaft, vielfältige Bildungs- und Kulturangebote für alle Lebensphasen, sowie die Etablierung neuer Formen der Mobilität und damit Ressourceneffizienz als Ziele definiert. Durch gezielte Maßnahmen soll außerdem die Entwicklung zum ‚digitalen Rathaus’ beschleunigt werden.“

Als wichtiges Hilfsmittel dafür nennt Trost Sensoren, um den aktuellen Ist-Zustand zu messen und daraus Optimierungsbedarfe abzuleiten. In Gera werden so beispielsweise Pegelstände zur Hochwasserprävention digital ermittelt. Auch Besucherströme werden durch Sensoren gemessen, um die Qualität von kulturellen Angeboten zu eruieren oder auch die Untersuchung von Energieverbräuchen – um aufzuzeigen, wo es noch Einsparungspotential gibt.

Gerade am Anfang des Projektes waren einige Bürger in Gera schon skeptisch, was es mit dieser „Smart City“ auf sich hat. Nachdem jetzt erste Ergebnisse sichtbar sind, gelingt es, die „zwischenzeitliche Skepsis aufzuweichen und steigendes Interesse am Projekt zu generieren.“, sagt Trost.

Eines dieser ersten Ergebnisse sind fünf Solarbänke, die seit Mitte März in der Stadt zum Verweilen und Ausruhen einladen. Auf der Sitzfläche können Smartphone, Tablet und co. kabellos geladen werden – an der Vorderseite sind außerdem noch USB- und Mini-USB-Anschlüsse integriert, um Laptop, Scooter oder Pedelec an der Bank mit Kabel aufzuladen. Die Solarbänke sind darüber hinaus aber noch smart, weil sie die aktuelle Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Feinstaubpartikel messen können. Die Daten sollen langfristig über ein SmartCity Cockpit ausgespielt werden.

Wie nehmen Sie ältere Menschen mit, die vielleicht nicht so einen guten Draht zum Digitalen haben?

„Wir betrachten das Wort ‚smart‘ nicht notwendigerweise als Synonym für ‚digital‘. Trotzdem berücksichtigen unsere beschlossenen ‚Umsetzungsmaßnahmen‘ eine Vielzahl an Angeboten für ältere Menschen, sich in vertrauten Kreisen digitalen Inhalten anzunähern. Darüber hinaus schaffen wir (digitale) Angebote, die einen ganz klaren analogen Nutzen haben, auch und speziell für ältere Menschen. Genannt sei hier das Thüringen@Home Projekt – in Zusammenarbeit mit der TAG Wohnen - das älteren Menschen durch digitale Kommunikationstechnik erlaubt, sich länger selbstständig, aber abgesichert, in Ihren eigenen vier Wänden aufhalten zu können.“

Als Tipp für alle Städte auf dem Weg zur Smart City empfiehlt Gera eine transparente, effiziente und wertschätzende Kommunikation mit allen Beteiligten. Die Prozesse und einzelnen Arbeitsschritte in Bezug auf „Smart City“ erfordern eine Vielzahl an in- und externen Stakeholdern, die das Projekt mittragen. Dabei ist die offene und zielführende Kommunikation ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg, meint Trost.

Wann ist Gera „Smart City“? – Gibt es einen Zeitpunkt, an dem das Projekt „abgeschlossen“ ist?

„Wir verstehen das Projekt ganz klar als Einstieg in die beschriebene Entwicklung, der uns ermöglicht, verschiedene Ansätze zu entwickeln und auszuprobieren, das relevante Knowhow zu generieren und eine Grundakzeptanz in der Bevölkerung herzustellen. Die eigentliche Entwicklung wird jedoch nie beendet sein, solange sich unsere Umwelt weiter verändert und wir den daraus resultierenden Herausforderungen begegnen müssen. Das Projekt hilft uns lediglich, uns dafür besser aufzustellen.“

Alle Infos zur Smart City Gera finden Sie hier.

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