Veranstalter:
Bitkom
Messe Berlin
Datum der Veranstaltung:
13. - 15. Okt
Smart Country Convention
13. - 15. Okt

Kassel: Auf dem Weg zur sozial-digitalen Stadt

Kassel zeigt, wie digitale Transformation gelingt: Mit sozialem Fokus, innovativen Projekten und einer Strategie, die Technik und Teilhabe verbindet.

Zwei Personen betrachten ein Smart City Kassel Plakat mit elf Maßnahmen, farbigen Illustrationen und Beschreibungen

Smart City lebt von smarten Menschen – das gilt auch in Kassel. Foto: Stadt Kassel, Fotograf: Bernd Schölzchen

Kassel ist zwar die Stadt der Brüder Grimm – Digitalisierung ist hier aber kein Märchen. Die Stadt in Nordhessen verwandelt sich in ein lebendiges, digitales Experimentierfeld, in dem Technologie und soziale Teilhabe Hand in Hand gehen. Doch was macht eine Stadt wirklich „smart“? Für Dr. Carsten Mauritz vom Smart Kassel Büro ist die Antwort klar: „Es sind die Menschen und ihre Fähigkeiten, die digitale Chancen zu nutzen und aktiv mitzugestalten.“

Seit 2018 ist Kassel auf dem Weg zur Smart City. „Für uns ist Digitalisierung kein Einzelprojekt, sondern ein strategisches und dezernatsübergreifendes Handlungsfeld mit Wirkung nach innen und außen.“ Dieses Verständnis führte 2020 zur Bewerbung und erfolgreichen Aufnahme in das Bundesförderprogramm „Modellprojekte Smart Cities“.

„Das war der Startschuss für eine umfassende digitale Transformation, die seitdem spürbar an Fahrt aufgenommen hat“, so Mauritz. Dabei gehe es nicht nur darum, neue Technologien einzuführen, sondern vielmehr die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger nachhaltig zu verbessern und die Stadtgesellschaft aktiv mitzunehmen.

Vielfältige Projekte machen Kassel smart und lebenswert

Die Stadt Kassel startet auf dem Weg zur Smart City nicht bei null, im Gegenteil: Die Kasseler Smart-City-Strategie baut auf zahlreiche Vorarbeiten aus der gesamten Stadtgesellschaft auf. Die Bandbreite der Smart-City-Initiativen in Kassel ist beeindruckend.

Ein Highlight ist das Kasseler Startup VELI. Das Startup hat einen innovativen Hausnotruf entwickelt, der in einer Notsituation einen automatischen Hilferuf absetzt. Die KI greift dabei auf bestehende Wasser- und Stromzähler zu – ohne Kameras oder Bewegungsmelder. Bleibt der Wasserhahn ungewöhnlich lange zu oder wird kein Strom verbraucht, setzt VELI automatisch einen Hilferuf ab.

Die Netzwerkerinnen und Netzwerker des Medienkompetenznetzwerks Nordhessen erreichen jährlich tausende Menschen – vom Kindergartenkind bis zur Seniorin. Sie fördern nicht nur technische Kompetenzen, sondern auch Medienkompetenz, damit alle sicher und selbstbewusst digitale Inhalte nutzen können.

Mit der App smartPAPER, die zwei Lehrkräfte der Arnold-Bode-Schule entwickelt haben, können Lernende ihre Fähigkeiten selbst einschätzen und gezielt Wissen erweitern. Das Kasseler PIKSL Labor bietet kostenfreie Hilfe an, damit alle Menschen, insbesondere digital wenig Erfahrene oder Menschen mit Behinderung, an der digitalisierten Welt teilhaben können.

Ein zentrales Thema ist auch die Energiewende: Mit SoLocal Energy können die Menschen in Kassel aktiv zur Nutzung erneuerbarer Energien beitragen und so gemeinsam eine klimaneutrale Energieversorgung voranbringen.

Eine Übersicht über diese und weitere Projekte aus der Stadtgesellschaft gibt es auf der Website.

Technik und soziale Teilhabe – ein gemeinsamer Ansatz

„Eine Smart City ist für uns mehr als Technik“, betont Dr. Mauritz. „Technik allein reicht nicht aus, die Digitalisierung darf nicht zum Ausschluss Einzelner oder ganzer Bevölkerungsgruppen führen, sondern sie soll die Teilhabe möglichst aller erleichtern, Barrieren abbauen und das gesellschaftliche Miteinander stärken.“ Deshalb setzt Kassel konsequent auf das sogenannte Social-Smart-Profil.

Ein wichtiger Baustein dabei sind Schulungen in Stadtteiltreffs, mit denen digitale Kompetenzen vor Ort gefördert werden. Seit Mitte 2024 haben rund 400 Teilnehmende von den kostenfreien Angeboten profitiert. Dabei geht es um Themen wie Datensicherheit, KI, Gaming, Gerätebedienung oder digitale Inhalte.

Das innovative Projekt smart age mobil ergänzt diese Angebote. Das Fahrzeug informiert vor Ort im Quartier über digitale Themen und lädt zum Ausprobieren ein – für Jugendliche, Familien, Senioren und Seniorinnen gleichermaßen.

Die Smart City Kassel hat die Vision einer Stadt, in der alle Menschen souverän mit digitalen Möglichkeiten umgehen können – unabhängig von Alter, Bildung oder sozialen Voraussetzungen.

Was andere Städte von Kassel lernen können

Dr. Mauritz gibt den klaren Rat: „Jede Stadt muss zuerst die Frage stellen: Welche Herausforderungen wollen wir mit Digitalisierung lösen? Technik ist die Antwort, aber wie lautet eigentlich die Frage?“

Dazu hat Kassel einen Strategie-Wegweiser entwickelt, der anderen Kommunen als Orientierung und Leitfaden für die eigene Smart-City-Entwicklung dienen kann. „Wir wollen nicht nur für uns selbst, sondern als Vorbild und Impulsgeber wirken.“

Die Strategie umfasst fünf Leitprojekte:

  • Smart Welcome City: Datenplattformen und digitale Zwillinge für mehr Vernetzung
  • Smart City goes Citizen: Digitale Teilhabe und attraktive Stadtteilzentren
  • Smart Safe Mobility: KI-Technologien für mehr Verkehrssicherheit
  • Smart Ecosystem Services: Umwelt- und Klimamonitoring mit Sensoren
  • Smart H2-Quarters: Zukunftstechnologien und Energiesysteme der nächsten Generation

Eine Smart City ist ein kontinuierlicher Prozess

Auf die Frage, wann Kassel „smart“ ist, antwortet Mauritz: „Smart City ist kein abgeschlossenes Projekt, sondern ein beständiger Veränderungsprozess.“ Die Smart-Kassel-Strategie versteht sich als „lebendes Dokument“, das an neue Rahmenbedingungen angepasst wird. Das schließt Aushandlungsprozesse und den offenen Dialog mit der Stadtgesellschaft ein.

„Was eine Stadt smart macht, sind im Kasseler Verständnis vor allem die Menschen“, sagt Mauritz. „Wie souverän sie mit der digital geprägten Welt umgehen und ihre Stadt aktiv mitgestalten – das ist der Schlüssel zum Erfolg.“

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