„Wir brauchen Daten, die fließen“
Von digitalem Recht über Clouds bis Cybersicherheit: Andrea Nahles, die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, stellte ihren Sechs-Punkte-Plan für die Digitalisierung der Verwaltung vor.

Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, präsentiert auf der SCCON 2025 ihren Sechs-Punkte-Plan für die Digitalisierung der Verwaltung. Foto: Messe Berlin
„Mit welchem Mindset wollen wir die Digitalisierung vorantreiben?“ – mit dieser Frage eröffnete Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der BA, ihre Keynote „Digitale Verwaltung – konsequent umsetzen“ zum Opening des zweiten Messetags. Sie machte gleich deutlich, welches Mindset sie meint: ein mutiges, entschlossenes und kollaboratives. Sie spreche vor allem auch als IT-Vorstand der größten Behörde in Deutschland, die bis Ende des Jahres bereits 33 KI-Anwendungen im Echtbetrieb einsetzt. „Die digitale Verwaltung ist JETZT das entscheidende Thema. Es geht um die Frage: Wie setzen wir es jetzt um. Nicht um: Was spricht alles gegen das Vorhaben“, sagte Nahles. Für sie seien sechs Punkte zum erfolgsentscheidend.
Klare, verständliche Gesetze
Punkt 1: Digitalisierung müsse bereits beim Gesetzgebungsprozess eine Rolle spielen. „Wir müssen die Komplexität reduzieren. Wenn die Gesetze zu kompliziert sind, voller Ausnahmen, Sonderregelungen, Medienbrüche und Insellösungen, fehlen uns wichtige Bausteine für Automatisierung – und damit Geschwindigkeit und Effizienz“, so Nahles. Gesetzgeber und Umsetzende müssten von Anfang an zusammenarbeiten.
Punkt 2: „Wir brauchen Daten, die fließen“, forderte die BA-Vorständin. Zwar klappe das Pilotprojekt zur Registermodernisierung schon sehr gut, solange allerdings die Nutzung der Identifikationsnummer auf wenige Verwaltungsleistungen beschränkt bleibe, könne das gesamte Potenzial gar nicht ausgeschöpft werden.
Punkt 3: Ohne Standards gehe es nicht. „Gleiche Fälle gleich zu behandeln, einheitliche Prozesse, gemeinsame Schnittstellen, verbindliche Datenformate, daran mangelt es in einem Land, das so stark föderalisiert ist wie Deutschland“, sagte Nahles. Es brauche zentrale Strukturen und den Willen, Prozesse dort in die Hand zu legen, wo sie am schnellsten, effizientesten, wirtschaftlichsten und bürgerfreundlichsten umzusetzen sind.
Einheitliche IT-Sicherheitsstandards
Punkt 4: Wichtig sei die richtige technologische Basis. „Wir brauchen Cloud-Technologien, die bis vor Kurzem in der Verwaltung für uns gar nicht verfügbar waren“, so Nahles. Da leiste ihre Behörde gerade Pionierarbeit – „eine Riesenanstrengung“.
Punkt 5: Einheitliche IT-Sicherheitsstandards und Cybersicherheit: „Unsere Behörde zahlt hunderte Milliarden Euro im Jahr aus, allein das macht uns schon zum attraktiven Angriffsziel“, sagte die BA-Expertin. Die Bedrohungslage sei extrem hoch. „Unterschiedliche Systeme und Schutzniveaus können wir uns auf Dauer nicht mehr leisten.“
Punkt 6: Die Qualifizierung und Befähigung der Mitarbeitenden, aber auch der Bürgerinnen und Bürger: „Ein digitaler Zugang allein reicht nicht, man muss ihn auch nutzen können. Der e-Perso muss so selbstverständlich werden wie die Bankkarte“, sagte Nahles und forderte am Ende alle auf: „Lassen Sie uns die digitale Verwaltung als gemeinsame Aufgabe umsetzen.“