Digitale Bildung von klein auf
Zwischen Vereinfachung, Ertüchtigung und Schutz die Chancen sehen: Bundesbildungsministerin Karin Prien möchte bei der Digitalisierung alle Generationen mitnehmen.

Bildungsministerin Karin Prien spricht auf der Smart Country Convention 2025 über digitale Bildung für alle Generationen. Foto: Messe Berlin
„Das Vertrauen der Menschen in den Staat, in dieses politische System und in unsere Demokratie hängt entscheidend mit einer gelingenden Digitalisierung zusammen“, stellte Karin Prien, Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend, zu Beginn ihrer Keynote „Smartes Land = smarte Gesellschaft? Digitalisierung als Chance für alle Generationen“ klar.
Die öffentliche Verwaltung sei das Bindeglied zwischen den Menschen und dem politischen System. „Wo es um Services des Staates geht, merken die Menschen, ob es läuft oder nicht. Viel von dem Frust, den wir gerade erleben, geht darauf zurück, dass viele Menschen das Gefühl haben, es läuft nicht oder zumindest nicht so, wie man es sich wünscht“, sagte die CDU-Politikerin.
Ihre Aufgabe dabei als Ministerin, die qua Amt vom Baby bis zu den Ältesten alle Generationen vertritt, sieht Prien in einem Dreiklang. Funktionierende digitale Prozesse zeigten auch die Wertschätzung der Bürgerinnen und Bürger durch den Staat. Deshalb wolle sie dort ansetzen, wo bislang wie etwa beim Elterngeld riesige Mengen an Antragsseiten, verschiedene Behörden und diverse Einkommensbegriffe alles verkomplizierten. Prien will verschiedenste Anträge vereinfachen, vereinheitlichen und barrierefrei zugänglich machen, etwa in einem Familienportal.
Kontinuierliche Weiterbildung der Lehrkräfte
Darüber hinaus müssten die Bürgerinnen und Bürger ertüchtigt werden, digitale Leistungen auch in Anspruch zu nehmen. Prien plädierte deshalb für digitale Bildung von klein auf bis hin zu den Älteren. Fünf Millionen Menschen in Deutschland über 60 würden das Internet noch gar nicht verwenden, bei den Über-Siebzigjährigen besitze nur jeder Dritte überhaupt digitale Basiskompetenzen.
Zentraler Bildungsort für die Jüngeren sei und bleibe die Schule. Der Digitalpakt 2 beinhalte die Aus-, Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte als Kernelement, damit sie mit den Schülerinnen und Schülern neue Entwicklungen, etwa in Sachen KI, so behandeln und umsetzen könnten, dass es für alle einen Mehrwert habe. Dabei sei die richtige Einstellung entscheidend. „40 Prozent der Schulleiterinnen und Schulleiter glauben, dass die Digitalisierung einen Mehrwert bringt – das heißt aber auch: 60 Prozent tut das nicht. Das wird schwierig“, so Prien.
Schutz für Kinder und Jugendliche
Die Schule sei aber nicht allein verantwortlich für die digitale Bildung, sondern zuallererst die Familien, aber auch die Gesellschaft. „Demokratiebildung heißt auch Medienkompetenz und Nachrichtenkompetenz“, sagte die CDU-Politikerin. In der Verantwortung aller liege auch der Schutz der Kinder und Jugendlichen in der digitalen Welt. „Es gibt viele Befunde, die darauf hinweisen, dass der schlechte mentale Zustand vieler unserer Kinder und Jugendlichen mit zu hoher Bildschirmzeit und zu früher intensiver Nutzung sozialer Medien zusammenhängt“, sagte Prien.
Eine Expertenkommission zum digitalen Kinder- und Jugendschutz prüfe nun nötige Schritte. „Ich erhoffe mir, dass die Ergebnisse uns ermöglichen, Kinder und Jugendliche als mündige Nutzerinnen und Nutzer in die digitale Welt zu entlassen“, sagte Prien. Sie strebe einen Maßnahmenmix aus Kompetenzen und Vorschriften an: „Es ist eine breite Verantwortung, der versuche ich, gerecht zu werden.“